Glasgows besonderer Charme: Tipps für die „graue“ Stadt
People make Glasgow! Dieser Schriftzug brannte sich mir ein. Was als pinke Werbebotschaft an diversen Fahnenmasten begann, klingt nach der touristischen Bankrotterklärung. Ist Glasgow nicht sehenswert? Werden Touristen schnell die Flucht aus Schottlands größter Stadt suchen oder gibt es in Glasgow doch interessante Tipps & ein Lebensgefühl, das einen Städtetrip empfehlen lässt?
Glasgows Charme liegt definitiv etwas versteckter im Vergleich zur Nachbarstadt Edinburgh, von der Reisende regelmäßig schwärmen. Sicher, Glasgow bietet weniger Prunkbauten auf engstem Raum und auch keinen Tower oder Aussichtspunkt wie in Edinburgh Arthur’s Seat / Salisbury Road, von dem man die ganze Stadt bestaunt.
Das Lebensgefühl der Schotten kam mir dafür auf meiner Glasgow-Städtereise noch viel deutlicher rüber, als im zurecht touristisch hochgelobten Edinburgh.
Lieber Leser, vergiss, was Du negatives über diese Stadt gehört hast. Der graue Charme Glasgows existiert zwar an einigen Ecken, doch gibt es eine Menge schöne Natur in der Umgebung & letztendlich ist das Arbeiter-Lebensgefühl nicht nur im Ruhrpott einen tieferen Blick wert.
Tauche mit mir in die Stadt ein, die trotz der grauen Gesamtbildes, europaweit immer wieder im Fokus steht – und dies nicht allein durch Celtic und die Rangers.
Top 7 Sehenswürdigkeiten in Glasgow
Eigentlich wollte ich die fünf sehenswertesten Orte von Glasgow vorstellen, doch direkt nach der Überschrift wurde mir bewusst, dass dies ein viel zu großer Einschnitt wäre. Also schnell die Zahl nach oben geschraubt. Den Anfang macht der Herzschlag der Stadt!
George Square & City Chambers: das Rathaus von Glasgow
Auf dem George Square pulsiert das Leben. Menschen sitzen – umringt vom Lärm der umliegenden Straßen – auf den Grünflächen des Platzes. Davor erhebt sich majestätisch City Chambers, das Rathaus Glasgows.
Den Bau machte sich die Stadt nicht leicht, reichten doch fast 100 Architekten ohne Namensnennung Entwürfe ein. George Corsons gewann, weshalb das 1888 eröffnete Gebäude an der Buchanan-Street aus seiner Feder stammt.
Infos & Tipps Glasgow City Chambers
- täglich gibt es 10:30 und 14:30 Uhr eine Tour
- 98 Architekten wollten das Rathaus entwerfen
- Umgebung mit zahlreichen Statuen schottischer Helden
Wer Interesse an einer Tour durch das Rathaus hat, sollte zeitnah vor Ort sein, denn Tickets sind nicht zu reservieren und nur 25 Besucher gestattet.
Zu entdecken gibt es aber auch auf dem George Square selbst eine Menge, denn diverse Skulpturen und Statuen ehren die Helden Schottlands wie James Watt oder Schriftsteller Sir Walter Scott. Warum man aber auf der Grünfläche des George Square zu entspannen versucht, habe ich nicht verstanden. Schließlich hat Glasgow einige richtig schöne grüne Flächen zu bieten.
Kelvingrove Art Gallery & Museum
Deutlich wird dies bei einer kleinen Wanderung zur Kelvingrove Art Gallery & dem zugehörigen Museum. Gleich zwei Empfehlungen habe ich für die rund 1,8 Meilen in den Westen der Stadt:
- Mache einen kleinen Umweg über den Glasgower Hauptbahnhof (Glasgow Central), der in meinen Augen eine heiße Bewerbung für den schönsten Bahnhof Europas hinterlässt. Besonders angetan war ich davor stets vom Madrider Bahnhof aufgrund der riesigen Grünpflanzen.
- Wenn die Zeit da ist, dann gehe den Weg zu Fuß. Zwar überquert man die M8, doch das Bussystem mit zig verschiedenen Tickets & Anbietern ist eine riesige Schwachstelle der Stadt. Glasgows Nahverkehr ist für Touristen eine echte Herausforderung. Einige Busfahrten habe ich unternommen, aber die Mehrheit der Strecken gelaufen.
Wer auf Globushopper schon einige Artikel zu Städtereisen gelesen hat, dem ist möglicherweise nicht entgangen, dass ich doch ein wenig Kunstbanause bin. Die Kelvingrove Art Gallery & Museum sind aber Sehenswürdigkeiten in Glasgow, die es nicht zu verpassen gilt.
Eintritt & Tipps Kelvingrove Art Gallery & Museum
- Eintritt: Frei (Spendensäulen an allen Ausgängen)
- Öffnungszeiten: 10 bis 17:00 Uhr (Freitag erst ab 11:00 Uhr)
- Namensgebung des Parkes und der Gallery nach Fluss Kelvin
Allein der äußerliche Schein des Gebäudes aus rotem Sandstein überzeugt. Da der Eintritt kostenneutral ist (um Spenden wird gebeten), lohnt sich auch für Reisende wie mich, die den Wert von Kunst nicht immer einschätzen können, der Blick ins Innere.
Enttäuscht wurde ich nicht, denn unzählige Werke unterschiedlichster Art sind zu begutachten. Von den surrealen Gesichtern bis hin zahlreichen ausgestopften Tieren und Waffenrüstungen.
University of Glasgow
Im Kelvingrove Park bekommt die Seele Ruhe. Spaziergänger laufen durch die Grünanlage, die ihren Namen dem Fluss Kelvin verdankt, der wenige hundert Meter später in die Clyde mündet.
Wer den Gillmorehill erklimmt, erreicht die University of Glasgow – die zweitgrößte und doch zweifelsfrei schönste Universität Schottlands. Bei aller Liebe für meine Heimatstadt Chemnitz, wünscht man sich doch in einem solchen Märchenschloss zu studieren und nicht im erst kürzlich lieblos hingesetzten schwarzen Kasten ohne Lebensgefühl im ehemaligen Karl-Marx-Stadt.
Für 11 Pfund Eintritt kann man in der University of Glasgow eine einstündige Führung von Studenten mitmachen, die täglich (außer Montag) um 14:00 Uhr stattfinden.
Botanischer Garten Glasgow
Bereits der Kelvingrove Park ist ein Beweis für die schönen grünen Ecken Glasgows, doch sehenswert und genauso grün geht es keine zehn Minuten Fußweg nördlicher zu, denn da befindet sich der Botanische Garten – ein echter Glasgow Geheimtipp, weil enormer Kontrast zur grauen Stadt.
Im perfekten Zeitpunkt erwischt mich ein kleiner Wolkenbruch, denn die meisten Pflanzen befinden sich in riesigen Gewächshäusern.
Kibble Palace als Highlight des Botanischen Gartens
Als besonderes Highlight gilt Kibble Palace, als Glashaus, in dem über 100 Jahre alte australische Farne wachsen. Bei einem Umbau vor knapp 1,5 Jahrzehnten mussten die Pflanzen vorübergehend umgestellt werden, was aber den robusten Farnen nicht geschadet hat.
Edinburgh: Tipps für das Athen des Nordens
Es ist wundervoll und beeindruckend zugleich, dass die Gewächshäuser für Jedermann offen stehen, offensichtlich muss man hier keinen Vandalismus fürchten.
Infos & Tipps Botanischer Garten
- Eintritt: Frei
- Öffnungszeiten: 10 bis 18:00 Uhr
- Öffnungszeiten Winter: 10 bis 16:15 Uhr
St. Mungos Kathedrale & Necropolis Friedhof
Seitenwechsel! Bislang schlenderte ich durch das Zentrum und den Westen der Stadt. Alle nachfolgenden Sehenswürdigkeiten von Glasgow befinden sich im Osten.
Ein sehenswerter und historischer Ort in Glasgow ist die Umgebung rund um die St. Mungos Kathedrale. Der heute gotische Bau stammt aus dem frühen Mittelalter (Baubeginn bereits im 13. Jahrhundert).
Infos & Tipps St. Mungos Kathedrale
- Eintritt: frei
- Öffnungszeiten im Sommer: Mo-Sa 9:30 bis 17:30 Uhr
- Öffnungszeiten im Winter: Mo-Sa 10:00 bis 14:30
- Sonntag: Gottesdienst 11:00 Uhr, am Nachmittag für Besucher geöffnet
Benannt ist die Kirche nach Glasgows Schutzpatron St. Mungo, dessen Grab sich in der Krypta befindet.
Ein großer Fehler im Nachhinein war, wenn ich mir Bilder im Internet ansehe, dass ich den Necropolis-Friedhof nicht besuchte, da der touristische Besuch einer Vielzahl an Grabstädten ein mulmiges Gefühl hinterlässt. Der höchste Punkt des Friedhofs hinterlässt eine großartige Kulisse.
Tennent’s Brewerey & Necropolis Friedhof
Großartig ist das Stichwort, denn sodarf die Tennent’s Brauerei umschrieben werden. Das große T ist allgegenwärtig. Es prangert gefühlt an jedem Pub, natürlich überdimensional auch vor der Brauerei und ist die Biermarke, die es schafft, die Whiskey-Dominanz im Alkoholsegment ein wenig Ruhm abzunehmen.
Für 12,50 Pfund kann man eine Tour hinter die Kulissen unternehmen. Gewiss kein Glasgow Geheimtipp, dafür eher Pflichtprogramm.
Fußball-Rivalität Rangers vs. Celtic: Ibrox Stadium & Celtic Park
Großbritannien liebt Fußball, auch wenn der sich immer mehr von der Basis entfernt und einfache Arbeiter sich in der englischen Premier League kaum mehr den regelmäßigen Spielbesuch mit der Familie leisten können.
Die Rivalität wird jedoch in den Pubs und auf den Straßen fortgesetzt. In Schottland ist das Spiel der Spiele „The Old Firm“ – der Zweikampf zwischen den Rangers und Celtic.
Celtic ist der Serienmeister der vergangenen Jahrzehnte, die Rangers mussten 2012 in die 4. Liga zwangsabsteigen. Einige Fans der Grün-Weißen (Celtic) sehen eine Neugründung des Erzrivalen nach dem Zwangsabstieg und vermeiden seither die Bezeichnung Old Firm für das Stadtderby, welches aber nicht zuletzt dadurch an Fahrt gewann, dass auch die Rangers mal wieder zu Meisterehren kamen.
Die Rivalität entsprang nicht der gemeinsamen Stadtgrenzen, sondern ist religiöser Natur. Celtic verstand sich als katholischer Club, die Rangers sind der Verein der Protestanten. Religion spielt jedoch bei diesem Zweikampf im 21. Jahrhundert kaum mehr eine Komponente.
Ich hatte das Glück, dass ich während meiner Glasgow-Städtereise ein Fußballspiel beider Vereine sehen durfte. Die Stimmung aus deutschen Stadien darf man nicht erwarten, doch Celtic Park und speziell das Ibrox der Rangers sind geniale Fußballstadien und die Kultur des Landes zeigt sich beim Matchbesuch deutlich. Beispielsweise dadurch, dass die Stimmung innerhalb von Sekunden von gähnender Ruhe hin zu wüsten Beschimpfungen umschlagen kann. Typisch britisch halt und damit ein Glasgow-Tipp, der definitiv dazugehört, um die Menschen dieser Stadt kennenzulernen.
Glasgow Tipps & Gedanken
- Vermeide so oft wie möglich Busfahrten, die dank unterschiedlicher Unternehmen kompliziert sind
- Gibt Glasgow eine echte Chance. Die Stadt ist schöner als ihr Ruf
- Rangers oder Celtics? Tauche ein in die Fußball-Rivalität der Stadt
- Vorsicht bei der Tourplanung in Glasgow: An Sonntagen fährt die U-Bahn nicht.
- Buche selbst bei wenig Zeit unbedingt eine Tagestour in die Highlands
- Schau Dir den wundervollen Hauptbahnhof (Glasgow Central) an
- Scotia Bar / The Scotia ist das älteste Pub Glasgows
- Besuche die Museen, die fast immer keinen Eintritt kosten
Schottland Highlands: Reisebericht inklusive Tipps für Inveraray & Glen Coe
Weitere Sehenswürdigkeiten in Glasgow in der Übersicht
- Royal Concert Hall
- Ibrox Stadium / Celtic Park
- Gallery of Modern Art
- Riverside Museum
- Pollock House
- Lighthouse
Full Scottish Breakfast – Glasgow Tipps für Essen & Trinken
Selten zuvor stand bei den kulinarischen Besonderheiten von Städten oder Ländern das Frühstück im Fokus. In Schottland ist das anders. Ein Full Scottish Breakfast gehört zu den Must Do’s respektive Glasgow Tipps.
Auf dem Teller erscheint Sausage (kleine Würstchen), Haggis (Black Pudding als schottisches Nationalgericht), Schinken, Ei, Bohnen, eventuell gegrillte Tomatenhälften & Pilze. Dazu gibt es standesgemäß Toast und Tee.
Nach dieser Kalorienbombe sollte genug Kraft für einen ausgiebigen Sightseeing-Tag in Glasgow sein. Viel Spaß!
Städteklassiker fernab der Insel
- Schlösserstadt Coburg
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